Helmut Markwort: „Nach Darmstadt komme ich immer wieder gerne“
Darmstadt, 19. November 2014. „Erst was Fettiges, dann was Gesundes“, antwortet Helmut Markwort auf die Frage, was er denn soeben im Bistro des Hotels Jagdschloss Kranichstein gefrühstückt habe – wobei ersteres für Speck mit Rührei steht, gefolgt von Müsli mit frischem Obst. „Nur gesund wäre besser“, schmunzelt der umtriebige Journalist, Publizist und Medienmacher, der zu den prägenden Köpfen der deutschsprachigen Medienlandschaft zählt. Frühstücken wollte er allein und dabei seine Zeitungen lesen, die „FAZ“ fürs Politische, „Bild“ für den Sport. Eine halbe Stunde später ist er zum Interview bereit.
Helmut Markwort wurde in Darmstadt geboren, ist in der Alexanderstraße aufgewachsen und hat im humanistischen Ludwig-Georgs-Gymnasium (LGG) 1956 Abitur gemacht. Seit fünfzig Jahren lebt er in München, will dort auch nicht mehr weg. Für beide Städte schlägt sein Herz. Nach Darmstadt kommt er immer wieder gerne, bummelt über die Mathildenhöhe und durch die Orangerie, trifft alte Bekannte im Kellerclub unter dem Schloss, in dem er immer noch Mitglied ist, erfreut sich an den Aufführungen des Staatstheaters und fiebert für den SV Darmstadt 98. Meistens führen ihn berufliche Gründe in die Stadt seiner Kindheit. Wie auch jetzt. Der erfolgreiche private Radiosender Hit Radio FFH besteht seit 25 Jahren, beim Jubiläumsfest darf und will Mitbegründer Helmut Markwort nicht fehlen. Das Zimmer für die Übernachtung buchte er im Hotel Jagdschloss Kranichstein, „weil ich es kennen lernen wollte“. Bereut hat er die Entscheidung nicht. „Es ist sehr angenehm hier und ruhig.“
Dabei kann der Mann, der als Chefredakteur unter anderem der Fernsehzeitschrift „Gong“ und natürlich des von ihm 1993 aus der Taufe gehobenen Nachrichtenmagazins „Focus“ die ganze Welt bereist hat, auf hohem Niveau Vergleiche ziehen. Altbundeskanzler Helmut Kohl begleitete er im Jet zu wichtigen Regierungsgeschäften, Russlands Staatschef Wladimir Putin interviewte er in Sotschi am Schwarzen Meer, bei der Traumhochzeit von Wirtschaftsboss Carsten Maschmeyer und Schauspielerin Veronica Ferres in Nizza gehörte er mit dem früheren Bundeskanzler Gerhard Schröder zu den handverlesenen Gästen – Bedingung: keine Fotos!
In Darmstadt nahm die beispielhafte Karriere dieses agilen Mannes, dem man nicht anmerkt, dass er am 8. Dezember 78 Jahre alt wird, ihren Anfang. Bei der damaligen Tageszeitung „Darmstädter Tagblatt“ absolvierte er ein Redaktionsvolontariat. „Mein großes Vorbild war Georg Hensel“, erinnert sich Helmut Markwort an den Theaterkritiker, dessen Betrachtungen erst im „Darmstädter Echo“, später in der „FAZ“ zu lesen waren und den er als „den besten in Deutschland“ bezeichnet. Hensels dickleibigen Schauspielführer „Spielplan“ verschenkt er gerne an kunstsinnige Menschen. Jüngste Initiative in der Heimatstadt: Vor gut einem Jahr gründete Markwort mit zwei weiteren Gesellschaftern eine Gratiswochenzeitung, die nicht zufällig „Darmstädter Tagblatt“ heißt. Weil es die gleichnamige Tageszeitung schon lange nicht mehr gibt, stand der Titel zur Verfügung.
Nach dem Journalismus ist das Theater und Theater spielen Markworts zweite große Passion – eine Liebe, die bis in die Schulzeit zurückreicht. „Im Schülertheater traten wir mit Komödien an die Öffentlichkeit.“ Die Gruppe blieb sich auch nach dem Abitur treu, hält bis heute zusammen. Irgendwann fand sie Gefallen am „Datterich“, studierte ihn ein und erfreut seitdem die Mitglieder an runden Geburtstagen mit der Darmstädter Lokalposse. Nicht nur im privaten Kreis, sondern auch öffentlich, etwa in der Hessischen Spielgemeinschaft – früher unter Robert Strombergers Regie und mit Günther Strack als Stargast – verkörpert Markwort die Figur des Dummbach. Schon jetzt freut er sich auf das Datterichjahr 2015, wenn sich Ernst Elias Niebergalls Geburtstag zum 200. Mal jährt. „Beim Datterichfestival treten wir am 10. Juni im Staatstheater auf.“ Die Unterstützung des neuen Schauspieldirektors Jonas Zipf ist gewiss.
Eine Stunde plaudert Helmut Markwort aus seinem spannenden Leben, in dem auch Sohn Moritz („wir telefonieren täglich“), der 15-jährige Enkel Lenny und Lebensgefährtin Patricia Riekel, Chefredakteurin der Zeitschrift „Bunte“, ihren Platz haben. Und obwohl er immer noch in hochkarätigen Managementfunktionen tätig ist, im Fernsehen die wöchentliche Talkrunde „Sonntagsstammtisch“ leitet und sich weiterhin schreibend zu Wort meldet, wirkt er dabei ganz entspannt. Ein Foto mit Hoteldirektor Stefan Stahl im Schlosshof? Gerne. Dann verabschiedet man sich.
Markwort bleibt im Hotel. Zum Mittagessen hat er sich mit dem Radiounternehmer und ehemaligen hessischen Wirtschaftsminister Klaus-Jürgen Hoffie im Restaurant „Kavaliersbau“ verabredet. Bis dahin will er seine Kolumne für die nächste „Focus“-Ausgabe schreiben – mit der Hand. „Darin bin ich altmodisch“, sagt der Mann, der im Internet die Medienzukunft sieht und sie selbst mitgestaltet.